Update: Bierbachviadukt - Aktuelle Entwicklung

Hier am ehemaligen Eisenbahnviadukt über den Bierbach war kein "Verpackungskünstler" am Werk, auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat. In der letzten Novemberwoche befestigte eine Spezialfirma Netze an der Betonkonstruktion der Brücke. Durch diese Sicherungsmaßnahme sollen Gefahren für Fahrzeuge und Passanten durch eventuell herabfallende Betonstücke verhindert werden. Unter der Brücke führen auf der "Lünebacher Seite" eine Kreisstraße, die gleichzeitig auch die Zufahrt zum Eifelzoo darstellt, und auf "Pronsfelder Seite" ein Wirtschaftsweg hindurch.

Bereits im August dieses Jahres hatte eine andere Firma am Brückenbauwerk lose und verwitterte Betonteile mit Bohrhämmern entfernt.

In dieser Zeit wurden auch Überlegungen angestellt, statt eines Abrisses eine eventuelle Nutzung als Radwegebrücke anzustreben. Diese Möglichkeit soll mit den zuständigen Behörden geprüft werden. (Fotos/Text:WR.)




10 December 2024

Entfernung der gelösten Betonteile

23.08.2024 W.R.

Die Stahlarmierung liegt teilweise frei

23.08.2024 W.R.

Sicherungsarbeiten mit "Hebebühne"

23.08.2024 W.R.

Bierbachviadukt: Der Abriss droht (Bericht vom 8.Mai 2024)

Diesen Anblick wird es wohl in absehbarer Zeit nicht mehr geben, denn die Verbandsgemeinden Arzfeld und Prüm beabsichtigen, die ehemalige Eisenbahnbrücke über das Bierbachtal abzureißen. Dieses Viadukt, über das die Bahnstrecke von Pronsfeld nach Neuerburg führte, gehört der Verbandsgemeinde Arzfeld zu 2/3 und der Verbandsgemeinde Prüm zu 1/3. Der unter der Brücke fließende Bierbach bildet die Grenze sowohl zwischen den beiden Verbandsgemeinden als auch zwischen den Gemeinden Pronsfeld und Lünebach.

Nach Rückbau der Bahnstrecke (1991)  hatte die  Brücke keine Verkehrsbedeutung mehr, zumal der Radweg nach Neuerburg aus Kostengründen nicht über sie geführt wurde. Bei dem inzwischen marode gewordenen Bauwerk ist die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet. Denn unter der Brücke führt die Kreisstraße von Lünebach nach Masthorn und auch ein Wirtschaftsweg auf der Gemarkung Pronsfeld wird von der Brücke überspannt. Daher wurde  in einem ersten Schritt von den Räten der beiden Verbandsgemeinden zunächst  ein Ingenieurbüro mit den Untersuchungen und Planungen zum Abriss der Brücke beauftragt. Hierfür wird mit Kosten von 30000 € gerechnet.

Mit dem Abriss der Bierbachbrücke wird allerdings auch ein das Landschaftsbild prägendes  Bauwerk verschwinden, das  als beliebtes Fotomotiv  diente , sowohl während der Zeit als „aktive“ Eisenbahnbahnbrücke als auch später als ein sehenswertes Eisenbahnrelikt. (Fotos.W.R.)

Aus der Geschichte der "Bierbachtalbrücke" (Teil 1)

Der  Bau der Eisenbahnstrecke nach Neuerburg bedeutete  für die Ingenieure und Bauarbeiter wegen der Landschaftsbedingungen eine große Herausforderung. Aus dem Tal der Prüm mussten die Höhen bei Arzfeld über zwei große Taleinschnitte  „erstiegen“  werden, um dann von Arzfeld aus durch das teils enge Enztal Neuerburg zu erreichen.  Zwei große Brückenbauwerke, die als Viadukte errichtet wurden, überwanden zwischen Pronsfeld und Lünebach das Bierbachtal sowie bei Euscheid den Taleinschnitt des Fluelsbaches. Im Enztal mussten kurz vor Neuerburg 2 Tunnels erbaut werden: der Weidendell-Tunnel mit einer Länge von 125m und der Neuerburger Tunnel mit einer Länge von 116 m.

Am 18.10.1904  erfolgte der erste Spatenstich für die neue Bahnstrecke in Neuerburg, und  schon am 06.07.1907 erfolgte die feierliche Eröffnung der Bahnlinie Pronsfeld – Neuerburg. (Auch die Strecke Pronsfeld -Waxweiler wurde am gleichen Tag erstmals offiziell befahren).

Die aus Bruchsteinmauerwerk errichtete Brücke über das Bierbachtal war eine Bogenbrücke mit 4 Bögen und 3 Pfeilern. Das Mauerwerk über den Pfeilern war durch kleinere Rundbögen durchbrochen. (Die längere und höhere Brücke bei Euscheid hatte 4 Pfeiler und 5 Bögen).  Die Brücken waren auch damals schon beliebte Fotoobjekte und wurden z.B. auf Ansichtskarten gezeigt. Diese zweigeteilte Karte stammt – wie auf der Rückseite aufgedruckt – von August Altenburg -Maler u. Fotograf, Prüm Spiegelstraße 13. Sie zeigt einmal das Dorf Pronsfeld in „Totalansicht“ und die Eisenbahnbrücke über das Bierbachtal. (Besonders bei der Totalansicht hat August Altenburg schwerpunktmäßig eher als Maler gearbeitet. In die Karte wurde am Rand links unten  eine Lokomotive hineingemalt und auch die Gebäude des Dorfes sind teils stark retuschiert. Diese Karte wurde kurz nach Beginn des 1.Weltkrieges am 14.08. 1914  von einem sächsischen Soldaten, der per Bahn auf dem Weg zur Front war, von Pronsfeld aus verschickt. (Foto: Slg. GemPronsfeld)

Dieses Foto stammt vom Pronsfelder Fotografen Johann Krämer.Aufgenommen wurde es  1914/15 von einem Standort an der Strecke nach Waxweiler. Auf der Brücke sind (in der Vergrößerung) zwei uniformierte Personen zu erkennen, vermutlich handelt es sich um Landwehrmänner, die in den Anfangszeiten des Ersten Weltkrieges alle Bahnanlagen bewachten.  (Foto:Slg: W.R.)

Dieses Bild (Fotograf unbekannt) zeigt einen Personenzug -bestehend aus einer Lokomotive mit 2 Personenwagen und einem Gepäckwagen auf der Bierbrücke in Fahrtrichtung Neuerburg. Die  im Vordergrund zu sehende Wasserfläche wurde vom Kolpingverein Pronsfeld 1931 geschaffen. Beim Bau der Bahnstrecke war die Anlage eines Stausees zur Wasserversorgung der Lokomotiven geplant worden. Die notwendigen Bauwerke wurden auch errichtet, aber die Pläne wurden verworfen und  so blieb das vorgesehen Wasserbecken leer, bis der Kolpingverein Pronsfeld  zur Förderung des Fremdenverkehrs das Gelände 1931 flutete und der Bierbachstausee entstand. Nach 2 tödlichen Badeunfällen im Jahr 1932 wurde das Wasser jedoch wieder abgelassen. Da also der See damals nur zwei Jahre existierte, stammt die Aufnahme der Brücke aus  den Jahren 1931 bzw. 1932. (Foto Slg W.R. u .Pronsfelder Bilderbogen)

1931/1932   wurde dieses Foto angefertigt: eine junge Frau sitzt auf einer Betonmauer der Stauanlage, im Hintergrund  das Bierbachviadukt. Slg: W.R.




Die Bahnstrecke nach Neuerburg diente von 1938 an vor allem auch zum Transport von Baumaterialien zur Errichtung der sogenannten "Westbefestigung" - meist als "Westwall" bezeichnet. Große Entladebahnhöfe befanden sich z.B. in Üttfeld und Arzfeld. Anfang des 2. Weltkrieges wurden auch Truppentransporte für den Aufmarsch des Feldzuges gegen Frankreich auf der Strecke durchgeführt. Gegen Ende des Krieges wurden die Bahnanlagen durch Angriffe der Aliierten und durch Sprengungen der sich zurückziehenden deutschen Truppen stark beschädigt. Alle Brücken waren zerstört Der Wiederaufbau der Neuerburger Strecke begann erst 1951.


Aus der Geschichte der "Bierbachtalbrücke" (Teil 2)

Am Ende des 2.Weltkrieges war das Eisenbahnnetz in unserer Region völlig verwüstet. Alle Brücken waren durch Bombenangriffe der Aliierten und durch Sprengungen der deutschen Truppen während ihres Rückzuges zerstört worden. Auch zahlreiche Bahnhofsgebäude waren stark beschädigt bzw. lagen vollkommen in Trümmer,  so auch  das Empfangsgebäude und das Stellwerk des Bahnhofes Pronsfeld. Gerade der Bahnhof Pronsfeld war wegen seiner Funktion als Bahnknotenpunkt von der Zerstörung besonders betroffen. Auch die Gleisverbindungen waren durch Sprengungen unterbrochen und die Tunnels teilweise eingebrochen. Die Lokomotiven und Waggons waren gegen Kriegsende – soweit sie noch fahrtüchtig waren – aus dem Kriegsgebiet „Eifel“ abgezogen worden. Es kostete nach Kriegsende viel Zeit und  große Anstrengungen bei der Beschaffung der notwendigen Finanzierungsmittel, den Bahnbetrieb bei uns wieder herzustellen. 4 ½  Jahre nach Kriegsende konnte am 17.Oktober 1949 die Bahnstrecke Prüm - Pronsfeld -Bleialf  endlich wieder befahren werden. (Das Bild zeigt die Einfahrt des Sonderzuges in den Bahnhof Pronsfeld)

Um die Strecken nach Waxweiler und Neuerburg wieder in Betrieb nehmen zu können, wurde 1949 zunächst mit dem Wiederaufbau der Alfbachbrücke in Pronsfeld  begonnen. Dies war erforderlich, weil beide Linien über diese Brücke führten. Nach Fertigstellung konnte so der Materialnachschub für die weiteren Bauwerke mit Zügen über sie transportiert werden.  Am 20. Dezember 1950  erreichte der ersteZug nach dem Krieg wieder Waxweiler.

Neubau des Viaduktes bei Euscheid.


Der Wiederaufbau der Strecke nach Neuerburg  gestaltete sich besonders schwierig, weil die zwei großen Viadukte bei Pronsfeld über den Bierbach und bei Euscheid über den Fluelsbach  komplett neu gebaut werden mussten. Zunächst wurde das Bierbachviadukt 1951 als Betonbauwerk errichtet. Um die Bögen des Viaduktes einzuschalen benutzte man das „Lehrgerüst“, das man bereits beim Bau des großen „Hoxeler-Viaduktes“ im Hunsrück eingesetzt hatte. Nach Fertigstellung des „Bierbachviaduktes“ konnte der Transport  des Baumaterials für die größere Euscheider Brücke per Schiene erfolgen. Auch bei der Euscheider Brücke wurde das Hoxeler-Lehrgerüst benutzt. Diese Brücke war durch eine  Bruchsteinverblendung  wesentlich aufwändiger  gebaut worden, was sich auch in den Kosten niederschlug.

Für die Bierbachbrücke werden als Baukosten 180 000 DM angegeben, die Euscheider Brücke kostete 525 000 DM. Für die Wiederherstellung der „Neuerburgerstrecke“ wurden insgesamt 1,6 Miilionen DM aufgewendet.

Das Bierbachviadukt zu Beginn der 1960er Jahre


Am 5. Januar 1952 wurde dann endlich die Bahnstrecke Pronsfeld – Neuerburg mit einem Sonderzug und vielen Ehrengästen wieder eröffnet. Nach einer kurzen Blütezeit des Bahnbetriebes wurde allerdings bereits am 1. Juni 1966 der Personenverkehr eingestellt und am 28.Mai 1989  auch der Güterverkehr.

In dieser Zeit nutzten verschiedene Eisenbahnvereine die Strecke noch für Nostalgiefahrten . Einer der Höhepunkte dieser Sonderfahrten waren dabei Fotohalte auf dem Bierbachviadukt. 1991 baute die Bundesbahn die Gleise der Strecke ab.

Dampfsonderzug von Köln nach Neuerburg am 23.04.1972 auf dem Bierbachviadukt (Foto: Hermann Grüter)

Im Hintergrund Pronsfeld

Sonderzug mit 6 Schienenbussen von Gerolstein nach Neuerburg am 26.10.1980 auf dem Bierbachviadukt. (Foto: Hermann Grüter)

Im Hintergrund Pronsfeld

Die Gleise auf dem Bierbachviadukt sind "rückgebaut". (Juni 1991 Foto H. Grüter)


Schon bald nach dem „Rückbau“ der Gleise auf den ehemaligen Bahnstrecken  gab es Bemühungen, die Trassen in Radwege umzuwandeln. Nach viel Überzeugungsarbeit der Kommunen wurden nach und nach die erforderlichen Finanzmittel bewilligt und so wandelten sich nach dem Kauf des ehemaligen Bahngeländes die ehemaligen Bahnstrecken von Pronsfeld nach Prüm, Bleialf, Waxweiler und Neuerburg in sogenannte „Bahntrassenradwege“ um. Beim Bau des Radweges nach Neuerburg wurde das „Euscheider-Viadukt “ nun als Radwegebrücke genutzt. Die Bierbachbrücke verlor jedoch aus Kostengründen ihre „Brückenfunktion“ , da man die alte Neuerburger Bahntrasse auf der Lünebacher-Seite nach Überquerung des Bierbaches über einen Wirtschaftsweg   erreichen konnte.    

Das Bauwerk hatte seine Funktion als Brücke endgültig verloren. Allerdings stellt sie als Eisenbahnrelikt ein Zeugnis der Eisenbahngeschichte in unserer Region dar, das bei einem Abriss verschwindet.

(Bericht W.R. Fotos Slg: W.R.)

 





Foto:W.R.

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