Ortsgeschichte
Das Bild zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einem Kartenwerk, das der österreichische Generalleutnant Joseph Johann von Ferraris in den Jahren 1771-1778 im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz II. von den österreichischen Niederlanden erstellen ließ. Zu den österreichischen Niederlanden gehörte auch Luxemburg und der "Hof Pronsfeld", in der Karte als "Cour de Bronsfeld" bezeichnet. Deutlich sind das Straßennetz und die Bebauung zu erkennen, ebenso rechts -außerhalb des Dorfes - die Kirche mit dem Kirchhof. Auch die Flüsse Prüm und Alf sowie der "Mühlenteich" mit Mühle sind zu sehen.
Diese Lithografie aus dem Jahr 1905 ist eine der ältesten Bilddarstellungen der Gemeinde. Sie zeigt das am Hang des Prümtals liegende Dorf mit der alten St. Remigiuskirche auf dem Berg. Die Prüm wird von einer fünfbogigen Brücke überspannt und am linken Bildrand ist die 1886 errichtete Bahnstrecke nach Bleialf dargestellt. Das Gebäude links ist das Kaiserliche Postamt mit dem Gasthaus "Zur Post".
1996 feierte die Gemeinde Pronsfeld mit einem großen Fest das 950jährige Bestehen, da der Ort 1046 erstmals in einer Urkunde des Trierer Erzbischofes Poppo erwähnt wurde. Die Gründung der Siedlung geht auf eine Rodungsperiode im 9./10.Jahrhundert zurück, als sich fränkische Bauern im Prümer Land niederließen.Besiedelt war die Gemarkung jedoch bereits in der Römerzeit, wie zahlreiche Funde von Ziegeln, Tonscherben und Mauerresten einer römischen Landvilla im Gebiet des Distriktes Schlossheck belegen.
Zunächst lagen die Häuser des Weilers Pronsfeld auf dem Berg, wo sich heute die Ruine der alten St. Remigiuskirche erhebt. Die Ortslage verschob sich im Spätmittelalter jedoch immer mehr in das Tal der Prüm hinab. Die Lage im Prümtal gab letztlich auch der Siedlung den Namen. Denn Pronsfeld bedeutet „Feld an der Prüm“. In früheren Zeiten hieß der Ort „Prumizveld“, später „Pronceveld“.
Die alte St. Remigiuskirche war die Mutterkirche der Urpfarrei Pronsfeld, zu der auch die heutigen Pfarreien Lichtenborn, Lünebach und Habscheid gehörten.
Obwohl sie viele Jahre fast außerhalb des Dorfes lag, blieb sie bis 1921 Pfarrkirche der Pfarrei Pronsfeld. In diesem Jahr wurde die zwischenzeitlich im Dorf errichtete Antonius - Kapelle zur Pfarrkirche in der heutigen Form erweitert und umgebaut.
Ein eigentümliches politisches Gebilde finden wir im Mittelalter im „Kondominium Pronsfeld“ (=Vielherrschaft). Eine Reihe von Herren, darunter der Kurfürst von Trier, die oranisch-luxemburgischen Herrschaften, die Grafen von Hartelstein und von Neuerburg teilten sich die Herrschaft im „Hof Pronsfeld“, zu dem 22 umliegende Ortschaften gehörten.Das Durcheinander der Herren im Hof Pronsfeld war zeitweise so groß, dass viele Untertanen nicht mehr wussten, zu welcher Herrschaft sie gehörten.
Überbleibsel aus dieser Zeit ist der 400 ha große sogenannte „Hofswald“, den die ehemaligen Gemeinden des Hofes Pronsfeld heute noch gemeinsam bewirtschaften. Auch der Ortsteil rechts der Prüm , der früher vor allem den Oraniern gehörte, heißt im Volksmund heute noch „Holland“ . Ebenso erinnert der Flurname „Galgenknopp“ an die Rechtssprechung der damaligen Zeit und an die Tätigkeit des aus 21 Schöffen bestehenden Hochgerichtes, das in Pronsfeld tagte.
Auch das Wappen der Gemeinde nimmt Bezug auf jene Zeit und zeigt neben dem "Luxemburger Löwen" das "Trierer Kreuz".
1794 rückten französische Revolutionstruppen in die Eifel ein, die Vielherrschaft im "Cour de Bronsfeld" verschwand und der Ort wurde in die französiche Republik eingegliedert. Der Ort gehörte ca. 20 Jahre lang zum „Departement der Wälder“, zum „Arrondissement Bitburg“ und zum „Kanton Arzfeld“. Pronsfeld wurde Sitz einer Mairie (Bürgermeisterei). Während der “Franzosenzeit“ kam es 1798 zu einem Aufstand der Bauern, der als „Klöppelkrieg“ in die Geschichte einging und für viele „Klöppelkrieger“ in einer Katastrophe endete. Ein Denkmal in Arzfeld erinnert an das Geschehen. Nach dem Sieg über Napoleon kam durch Beschlüsse beim „Wiener Kongress“ 1815 das gesamte Eifelgebiet und somit auch Pronsfeld zum Königreich Preußen (Rheinprovinz). Pronsfeld blieb Sitz einer Bürgermeisterei und gehörte zum Kreis Prüm. Später wurden die Bürgermeistereien Pronsfeld und Niederprüm zur Bürgermeisterei Niederprüm-Pronsfeld mit Sitz in Prüm zusammengefasst. ( Bild: Stempel der Bürgermeisterei Pronsfeld 1815)
Zug im Bahnhof Pronsfeld 1907
Einen großen Aufschwung erlebte die Gemeinde, als sie (1886 –1907) zu einem Eisenbahnknotenpunkt in der Westeifel wurde. Von Pronsfeld aus führten von der Hauptstrecke der sogenannten Westeifelbahn Gerolstein, Prüm , Pronsfeld, St. Vith Stichbahnen nach Neuerburg und Waxweiler. Das Dorf entwickelte sich vom reinen Bauerndorf mit einigen traditionellen Handwerkern ( Schmied, Müller, Zimmermann, Schuster) zu einem von der Eisenbahn geprägten Ort. Viele Familien lebten „von der Bahn“ und betrieben dazu Landwirtschaft im Nebenerwerb.
"Gemeinschaftslager II" Pronsfeld 1939
In der Zeit des „Westwallbaues“ Ende der 1930er Jahre wurde der Bahnhof Pronsfeld zu einem Hauptumschlagplatz für das Baumaterial, das zur Errichtung der Bunkeranlagen und „Höckerlinien“ benötigt wurde . Große Komplexe mit Wohnbaracken für die Westwallarbeiter prägten das Bild. Im 2. Weltkrieg war der Bahnknotenpunkt Pronsfeld als Bahnhof mit militärischer Bedeutung vor allem während der Ardennenoffensive (Dez.1944/Jan.1945) Ziel zahlreicher Bombenangriffe der Aliierten. Auch die Kampfhandlungen im Febr.1945 sorgten für weitere Zerstörungen. Rund 80% des Dorfes lagen 1945 in Schutt und Asche.
Die Pronsfelder, die zum größten Teil im September 1944 evakuiert wurden und das Dorf verlassen mussten, kehrten nach und nach zurück. Zunächst standen die Sorgen um das tägliche Überleben und um „ein Dach über dem Kopf“ im Vordergrund. Die Menschen rückten zusammen, um die noch erhaltenen Räume zu nutzen, schafften Notunterkünfte in zerstörten Gebäuden und Ställen, lebten teilweise in Baracken. Gärten und Felder wurden so gut es ging bestellt, um sich als „Selbstversorger“ Nahrung zu beschaffen. Auch die meisten Nichtbauern hielten Kleinvieh wie z.B. Kaninchen, Hühner, Gänse, Schafe, Ziegen usw. Zur materiellen Not bedrückten Trauer um gefallene und getötete Angehörige sowie Sorgen um das Schicksal vermisster, verwundeter oder noch in Gefangenschaft lebender Soldaten die Menschen. In der Pfarrei Pronsfeld waren allein 135 Opfer zu beklagen. ( 73 Gefallene, 38 Vermisste –keiner kehrte zurück - und 24 Zivilopfer). Auch in der Nachkriegszeit gab es noch Opfer durch explodierende Munition.
Zerstörter Gebäudekomplex "Schmenneshaus" in der Hauptstraße
Nach Bewältigung der größten Not setzte der Wiederaufbau ein, der noch etliche Jahre das Leben im Dorf bestimmte. Brücken, Straßen und Wege wurden instandgesetzt oder neu errichtet. Auch die völlig zerstörten Bahnanlagen wurden wiederhergestellt, so dass 1949 Pronsfeld wieder einen Eisenbahn- anschluss nach Bleialf und Gerolstein hatte. Erst 1952 waren die Strecken zwischen Pronsfeld und Waxweiler sowie zwischen Pronsfeld und Neuerburg wieder befahrbar. Allerdings wurden bereits wenige Jahre später die Strecken stillgelegt und die Gleise abgebaut. Der letzte planmäßige Personenzug verließ Pronsfeld 1972, der letzte Güterzug 1994 Das "Eisenbahnzeitalter" in Pronsfeld war zu Ende.
In den 1950er Jahren wurden etliche gemeindliche Bauprojekte durchgeführt u.a. Bau eines neuen Schulgebäudes, eines Gebäudes mit Kindergarten und Feuerwehrgeräteraum. Der Friedhof wurde neu angelegt, die Ruine der alten Kirche gesichert, saniert und zu einer Gedächtnisstätte gestaltet. Eine Kanalisation mit Kläranlage sorgte für fachgerechte Abwasserbeseitigung.
Die jüngere Geschichte ist gekennzeichnet durch eine stetige Aufwärtsentwicklung der aufstrebenden Gemeinde, die seit 1971 nach einer Kommunalreform verwaltungsmäßig zur Verbandsgemeinde Prüm und zum Eifelkreis Bitburg-Prüm gehört.
Eine vierklassige Grundschule - komplett neu renoviert - mit Turnhalle, eine große Kindertagesstätte mit einem umfangreichen Betreuungsangebot, ein gepflegter Rasensportplatz, ein großer Spielplatz in der Dorfmitte, ein modernes Bürgerhaus bilden die Grundlage einer guten Infrastruktur. Die Entwicklung des Dorfes vollzog sich zu einer ländlichen Gemeinde mit Handel, Handwerk, Gewerbe und einigen größeren landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, die Milchwirtschaft und Ackerbau betreiben. Der größte Arbeitgeber ist die Molkereigenossenschaft "Arla" ,einer der größten milchverarbeitenden Betriebe in Europa.
Durch die gute Infrastruktur sowie wegen der guten Verkehrsanbindungen wurde Pronsfeld eine beliebte Wohnortgemeinde mit wachsender Einwohnerzahl. So muss trotz mehrmaliger Erweiterungen und Renovierungen des Kindergartengebäudes in der Vergangenheit in nächster Zeit eine sehr umfangreiche Erweiterung durchgeführt werden.
Auch im Bereich Touristik/Fremdenverkehr ist Pronsfeld auf einem guten Weg. Nach Stilllegung und Abbau der Bahnstrecken wurden auf den ehemaligen Bahntrassen Radwege angelegt, so dass aus dem früheren "Bahnknotenpunkt" ein "Radwegeknotenpunkt" wurde. Auf dem Wohnmobilstellplatz "Am alten Bahnhof" finden heute Wohnmobilisten einen attraktiven Stellplatz, den sie als Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten wie Wandern, Radfahren, Nordic-Walking, Mountainbiken nutzen. Ebenfalls auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände befindet sich ein kleines, aber sehenswertes Eisenabahnmuseum mit Fahrzeugen und Eisenbahn-Ausrüstungsgegenständen. Zahlreiche Info-Tafeln berichten von der Geschichte der Eisenbahn in Pronsfeld. Während der Saison lädt das Café "Stullwerk" im historischen Eisenbahnwaggon zu einem Besuch ein. In Pronsfeld selbst und darüber hinaus in der Umgebung stehen den Gästen gut ausgestattete Ferienwohnungen und Unterkünfte zur Verfügung.
Pronsfeld im Prümtal