Pfarrkirche St. Remigius erbaut 1921

Pfarrkirche Pronsfeld

Charakteristisch für die Pfarrkirche in der Dorfmitte ist die mit Schiefern gedeckte Kuppel und der 1962 errichtete freistehende Glockenturm. 1921 wurde die an gleicher Stelle stehende Antoniuskapelle (erbaut 1889) nach Plänen des Architekten Endler aus Köln um eine überkuppelte Vierung mit kurzen Querarmen und einem halbkreisförmigen Chorraum verlängert. Der Bau wurde im Sinne der Reformarchitektur außen und innen schlicht nach Vorbildern des ländlichen Barocks gestaltet.





Pfarrkirche St. Remigius

Nach umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten im Innern stellt die Kirche heute ein Schmuckstück dar. Die Inneneinrichtung stammt zum Teil aus der alten Kirche.

Sehenswert sind die aus der Mitte des 18.Jahrhunderts stammenden Altäre mit zahlreichen Heiligenfiguren, die Kanzel aus dem Jahr 1623, die mit Schnitzereien und Figuren verzierte Kommunionbank sowie ein wuchtiger, schwerer Taufstein, der auch aus der alten Kirche stammt. Ebenfalls sehenswert, aber vor allem „hörenswert“ ist die neue Orgel aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Fasen aus Oberbettingen

"Vorgeschichte"

Pronsfeld Ferrariskarte

Die Pfarrkirche St. Remigius liegt außerhalb des Dorfes auf dem Berg. Im Dorf errichtete man 1686 eine Kapelle. (Auszug aus der "Ferrariskarte" 1776)


Die Häuser des "alten" Pronsfeld, das 1046 erstmals urkundlich genannt wurde, lagen ursprünglich am östlichen Berghang des Prümtales und zwar dort, wo sich heute noch die "Alte Kirche" befindet. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte verschob sich die Ortslage jedoch immer mehr talwärts.

Schließlich lag die Kirche einsam abseits von den Häusern auf dem Berg. "Mitten im Dorf" - dort, wo sich heute die neue Pfarrkirche befindet errichtete man ein Oratorium, einen kleinen kapellenartigen Gebetsraum.

Pfarrer Michael Eringius ließ 1615 in der Nähe im Bereich der heutigen Pfarrgasse ein Pfarrhaus mit landwirtschaftlichen Gebäuden, einen "Pfarrhof", erbauen. Alle Messen fanden in der Pfarrkirche auf dem Berg statt: für Gläubige und auch den Pfarrer ein beschwerlicher Weg, besonders im Winter. Pastor Valentin Walmarus (Pastor von 1633 - 1669) bemühte sich daher um einen Kapellenbau, schenkte der Pfarrei Kapital und besorgte sogar einen Altar auf seine Kosten. Sein übernächster Nachfolger Pastor Johann Robben konnte 1686 endlich eine Kapelle am Platz des Oratoriums errichten. Zuvor musste er jedoch das von Walmarus gestiftete Kapital bei den Erben einklagen. Der bereits von Walmarus beschaffte Altar wurde in der Kapelle aufgestellt.

Für die Unterhaltung des Kapellengebäudes fühlte sich jedoch weder die Gemeinde noch die Pfarrei verantwortlich, und so fand der Visitator die Kapelle 1712 in "kläglichem" Zustand, mit "schlechtem Dache, schlechter Decke mit Löchern in den Wänden". 1743 hatte die Kapelle "nur noch die 4 Mauern". Pastor Johann Scheulen fand sie 1761 "in äußerst traurigem Zustand" . "Um die Capell in vorigen stand etlichermassen in ziehrath wieder zu bringen" ließ er die Kapelle renovieren, eine Chorbank, Beichtstühle und Schränke wurden angeschafft und der Altar restauriert. 1778 wird als Patron der Kapelle der Hl. Antonius von Padua genannt. Da die Werktagsmessen immer häufiger in der Kapelle gefeiert wurden, baute man eine Sakristei an. (Die Steine wurden im Bereich der Schloßheck " auf tepert" gebrochen) Ab 1800 wurden schließlich alle Werktagsmessen in der St. Antoniuskapelle gehalten. Die Sonn- und Feiertagsmessen sowie Beerdigungsmessen mussten jedoch weiterhin in der Pfarrkirche auf dem Berg stattfinden.

Pastor Seiwert (Pastor 1857-1866) ließ Renovierungsarbeiten in der Kapelle durchführen. Es wurde nunmehr erlaubt, bei Glatteis auch Sonntagsmessen in der Kapelle zu feiern. Da die Bausubstanz der Kapelle in den Folgejahren immer schlechter wurde, erfolgte eine polizeiliche Schließung des Gebäudes. Der Bischof bezeichnete 1884 bei einer Visitation den Neubau der Kapelle als "dringendes Bedürfnis". Es folgte in der Pfarrei ein heftiger Streit um den Bauplatz, und schließlich beschloss man 1885 einen Neubau am bisherigen Standort. 1887 wurde das alte Gebäude abgerissen. Wegen anhaltender Streitereien in der Pfarrei ließ sich der damalige Pfarrer Brink 1889 "entnervt" versetzen. Pfarrverwalter Hilgert aus Lünebach beauftragte 1889 den Architekten Krekeler aus Prüm, den Kapellenbau durchzuführen. (Krekeler hatte auch das Konvikt in Prüm geplant.) Kurz vor der Fertigstellung der neuen Kapelle am 12.12.1889 übernahm Pastor Martin die Pfarrei. In seiner Amtszeit wurde 1891 eine Empore für 700 Mark eingebaut. "15 schöne Baumstämme waren von einzelnen Familien dafür geschenkt."

1902 erfolgte die Anweisung, dass alle Messen außer den Beerdigungsmessen in der Kapelle gefeiert werden sollten. Dies führte zu großen Protesten der Gläubigen aus Orlenbach, Matzerath und Schloßheck. Für sie war der Weg zum Gottesdienst nun weiter.



Antoniuskapelle Pronsfeld erbaut 1889

Dieser Bildausschnitt einer Fotografie aus dem Jahr 1915 zeigt die im Jahr 1889 erbaute Antoniuskapelle in der Dorfmitte von Pronsfeld. Das Bild wurde vom Schleiferberg aus aufgenommen. Gut zu erkennen ist, dass die Kapelle aus einem Längsschiff mit einem angebauten Chor und einer kleinen Sakristei bestand. Auf dem Dach erhob sich ein spitzer Dachreiter mit kleinen Glocken. Das Längsschiff war 14m lang und 9,60 m breit, und schon bald nach der Erbauung stellte sich heraus, dass der Kirchenraum für die ständig wachsende Pfarrgemeinde viel zu klein war. Ein Neubau war unvermeidlich und bereits 1905 wurde ein Bauverein gegründet, der Geld hierfür sammelte.

Rechts neben der Kapelle das 1900 errichtete Schulgebäude (leicht verdeckt) und das damalige Lehrerwohnhaus.

Der Ausschnitt einer Lithografie zeigt rechts die Giebelseite des Längsschiffes (Eingangsfront) der Antoniuskapelle . Links daneben die "neue" Schule, daneben das Lehrerwohnhaus. (Dieses Gebäude wurde 1858 als Schule und Lehrerwohnhaus erbaut. Im Haus diente das Untergeschoss als Lehrerwohnung und das Obergeschoss als Klassenraum)

Kirchplatz Pronsfeld 1905 Lithografie
Antoniuskapelle Pronsfeld Innenraum

Vom Innenraum der Antoniuskapelle ist nur dieses Bild bekannt. Es wurde vom Fotografen Johann Krämer aus Pronsfeld im Jahr 1915 aufgenommen. Rechts und links vom gefliesten Mittelgang stehen die Holzbänke, die bis zu den Außenmauern reichten. Vor diesen Bänken sind kleine, niedrigen "Bänkchen" zu erkennen. Diese waren für die Kinder bestimmt. An den Mauervorsprüngen des Längsschiffes stehen 2 Seitenaltäre aus Holz, die im neugotischen Stil gefertigt sind. In der Nische des linken Altares steht eine Muttergottesfigur mit dem Jesusknaben.

Der Hochaltar im Chorraum ist der Altar, den Pfarrer Walmarus bereits für die 1686 errichtete Vorgängerkapelle gestiftet hatte. Eine mit Bildern versehene Kanzel sowie eine Kommunionbank sind weitere Einrichtungsgegenstände .

Auffallend ist der große im Chorbogen hängende Petroleumleuchter.

Karfreitag

Beim Verlassen unserer Pfarrkirche St. Remigius fällt der Blick auf ein Holzschnitzwerk, das die Kreuzigungsszene Jesu auf dem Hügel Golgotha bei Jerusalem darstellt. Die Arbeit hing früher in einem Raum des Pfarrhauses und wurde nach der Renovierung des Kircheninnenraumes an der Wand im Eingangsbreich platziert. Das sicherlich ein paar hundert Jahre alte Kunstwerk war früher bunt bemalt, wie leicht an den Farbresten zu erkennen ist. Die Platte bestand aus mehreren zusammengefügten Brettern , fehlende Teile wurden mit glatten Holzelementen ersetzt.

In der Mitte hängt Jesus mit geneigtem Kopf am Kreuz, ganz umgeben von einem Strahlenkranz. Links vom Kreuz steht die Mutter Gottes Maria, rechts der Jünger Johannes, beide mit Strahlenkränzen am Kopf. Unten am Kreuz - klein dargestellt - das Volk.

Zu erkennen sind weiter drei Engel. Zwei Engel halten Kelche unter die Nagelwunden von Jesus: sie fangen das kostbare Blut auf. (Vom linken Engel ist nur der Kelch zu erkennen.) Ein dritter Engel befindet sich auf der an das Kreuz angelehnten Leiter und fängt das Blut aus der Seitenwunde von Jesus auf.

Darstellungen des Kreuzigungsmotivs mit Engeln, die das Blut Jesu auffangen, waren in der christlichen Kunst, vor allem in Gemälden bzw. Kupferstichen früherer Jahrhunderte, häufiger anzutreffen. (Beispiel aus dem 15.Jahrhundert: Hier klicken)

(Foto u.Text:W.R.)

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