
Traditionsgemäß zogen auch in diesem Jahr am „Fetten Donnerstag“ in Pronsfeld die Kinder von Haus zu Haus durch das Dorf. Bunt verkleidet sangen sie an den Türen ihr „Heischelied“ und sammelten Süßigkeiten unterschiedlichster Art. Wie auch in den vergangenen Jahren war das Lied vom „Kleinen König“ eindeutig der „Schlager“:
„Hier kommt ein kleiner König,
gebt ihm nicht zu wenig.
Lasst ihn nicht zu lange steh`n ,
denn er muss noch weitergeh`n.“
Dieses Heischeliedchen , das auch bereits zu Kinderzeiten des Verfassers dieser Zeilen um 1950 gesungen wurde, ist nach dem Heimatforscher Dr. Nikolaus Kyll (von 1949 -1957 Pastor in Pronsfeld) ursprünglich im Dreikönigssingen beheimatet und wurde später auf den Heischegang am „Fetten Donnerstag“ verschoben - „umgeswitcht“ würde man heute sagen.
Einige Kinder – meist etwas älter als die „kleinen“ Könige- trugen mit gleicher Melodie eine „modernere Textvariation“ des Liedes vor:
Ich bin ein kleiner Rocker
und sitz auf meinem Hocker.
Lasst mich nicht zu lange sitzen,
denn ich muss noch weiterflitzen.
(Text u. Fotos: W.R.)
Hinweis: Erinnerungen an Fetten Donnerstag in früheren Zeiten im Anschluss an die Fotogalerie









Erinnerungen: Heischelieder früher in Pronsfeld (Ende der 1940er – 1950er Jahre)
Neben dem auch heute noch bekannten Lied vom kleinen König wurde früher noch ein weiteres Lied in hochdeutscher Sprache gesungen, das nach Dr. Kyll aus einem Glückwunschvers zu Neujahr hergeleitet wurde.
„Hier wohnt ein reicher Mann, der uns viel geben kann.
Lange soll er leben, glückselig soll er sterben,
das Himmelreich erwerben.“
Die uralten Heischelieder auf Platt - nach Dr. Kyll wirken sie urtümlicher und bodenständiger - werden heute nicht mehr gesungen, da nur noch sehr wenige Kinder Platt lernen und sprechen. (Außerdem: Warum soll man heute noch um Speck betteln?) Bei den "Platt - Liedern" gab es von Dorf zu Dorf, manchmal sogar innerhalb eines Dorfes Abweichungen im Text.
Sehr beliebt war folgendes Liedchen:
Jras, Jras, Jrumen.
De Huhner pecke Blumen.
De Hannen pecken Dreck.
Jett mer e jut Steck Speck.
Dan jon esch von der Dirre weck!
Angeschlossen wurden manchmal diese Verse
Stell de Leeder an de Waand,
holl et Metz an de rächt Haand,
schneck dief, schneck dief,
en decke, fette Jrief.
"Übersetzung":
Gras, Gras, Grummet (feines Heu)
Die Hühner picken Blumen.
Die Hähne picken Dreck.
Gebt mir ein gutes Stück Speck.
Dann geh` ich von der Türe weg.
"Übersetzung":
Stell die Leiter an die Wand, (um an den Schinken im Kamin zu kommen)
nimm das Messer in die rechte Hand,
schneide tief, schneide tief,
einen dicken, fetten Grieben (Speckstück)
Von Jungen wurde vielfach dieses Lied gesungen:
Trapen, Trapen, Tringelchen,
hei kennt mengem Papp se Jingelchen,
jett him jet, un loot hä john,
hän hat der Dirren noch mie ze bejohn.
"Übersetzung"
Trapen, Trapen , Tringelchen (Wortspielerei)
hier kommt meines Vaters Jüngelchen, ("meinem Vater sein Jüngelchen")
gebt ihm was und lasst ihn geh`n
er hat der Türen noch mehr zu begeh`n.
Von Mädchen wurde dieses Lied gesungen:
Trapen, Trapen, Träpchen,
hei kennt mengem Papp se Mädchen,
jett him jet, un loot et john,
et hat der Dirren noch mie ze bejohn.
"Übersetzung"
Trapen, Trapen , Träpchen, (Wortspielerei)
hier kommt meines Vaters Mädchen, ("meinem Vater sein Mädchen")
gebt ihm was und lasst es geh`n
es hat der Türen noch mehr zu begeh`n.
Da Platt in Schriftsprache nur bedingt wiedergegeben werden kann, hier eine akustische Darstellung.