Geschrieben von pronsfeld 01.09.2013 13:42 ( 3814 x gelesen )
Aus der Geschichte des Bahnhofs Pronsfeld
Die derzeitigen Umbau- und Renovierungsarbeiten am ehemaligen Bahnhofsgebäude in Pronsfeld, das nunmehr seit ca. 30 Jahren als Zahnarztpraxis und Wohngebäude diente und auch weiterhin diesen Zweck erfüllen soll, ermöglichten einen Blick auf Spuren einer unheilvollen Zeitepoche der Geschichte.
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Der aus dem Boden aufragende kantige Betonblock an der Südseite des ehemaligen Bahnhofsgebäudes sieht auf den ersten Blick aus wie eine Terrasse, die extra für das Gebäude angefertigte wurde. Ein umlaufendes Geländer verstärkt noch diesen Eindruck und tatsächlich wurde die Betonfläche auch seit den 1950er Jahren als Außenterrasse der Bahnhofsgaststätte benutzt, was noch die älteren Mitbürger – so auch der Verfasser dieses Berichtes - wissen und auch alte Aufnahmen zeigen.
Bahnhof mit "Terrasse" ca. 1963
Juli 1971 (Foto M.Heinzel), der Bahnhof ist noch in Betrieb
Nostalgiefahrt 1980, der Bahnhof steht leer,die Unterführung mit Beton verfüllt (Foto: Grüter)
Nostalgiefahrt 1986, das Gebäude wird als Praxis genutzt (Foto:Grüter)
In Wirklichkeit stellt diese Betonfläche die Außenseite der ca. 80 cm dicken Decke eines Luftschutzbunkers dar, der 1939 während des Westwallbaues errichtet wurde. Wie der Auszug des Lageplanes von 1942 zeigt, sollte er Platz für 22 Personen bei Luftangriffen bieten.
Der Bunker hatte zwei Zugänge: einen über eine Stahltür, die sich an der Treppe zur Unterführung befand, den zweiten über eine weitere Stahltür, die sich am Fuße einer Treppe an der Südseite (Richtung Bahnübergang) befand.
(EG = Empfangsgebäude, GSch = Güterschuppen)
Das damalige Bahnhofsgebäude – ein roter Sandsteinbau - wurde bei Bombenangriffen der Alliierten 1944 und 1945 vollkommen zerstört und nach dem 2. Weltkrieg bis zu den Fundamenten abgerissen. (Diese kamen teilweise bei den jetzigen Baumaßnahmen wieder zum Vorschein.) Beim Neubau des Bahnhofsgebäudes 1948/49 blieb der Bunker mit seinem Zugang von der Unterführung her erhalten, und alle Personen, die zu den Bahnsteigen gingen, mussten an dieser Stahltür vorbei. Der zweite Zugang wurde später zugeschüttet.
Im Bild: die Treppe zur Unterführung,die nach der Stilllegung der Bahn mit Beton verfüllt wurde, links die Stahltür zum Luftschutzbunker,
Der Eingang zum Luftschutzkeller, der später noch als Kohlenkeller benutzt wurde, rechts die zubetonierte Unterführung,
Die nächsten beiden Bilder wurden im ehemaligen Luftschutzbunker aufgenommen.
Weitere Einzelheiten zur Pronsfelder Eisenbahngeschichte:hier