Wie Oster (Geschichte der Pfarreien) berichtet stand das Pfarrhaus der Pfarrgemeinde Pronsfeld offenbar früher unmittelbar in der Nähe der alten Kirche, die ja bis 1921 auch Pfarrkirche war. Vermutlich wurde es bei kriegerischen Auseinandersetzungen 1594 von „holländischen Freibeutern“ niedergebrannt. 1615 ließ Pastor Michael Eringius unten im Dorf ein neues Pfarrhaus – besser gesagt - einen Pfarrhof bauen. „ Pfarrwohnung und Scheune mit hölzerner Tenne standen nebeneinander, jenseits des Hofes im Norden Kuh- und Schafstall, im Osten Backhaus, Holzschuppen usw. Pastor und Frühmesser trieben tüchtig Landwirtschaft. Da ihre Wittums- bzw. Stiftungsgüter äußerst dürftig waren, steigerten sie (1684) Heu von den Kirchenwiesen.“
Einer der nachfolgenden Pastöre Johann Scheulen, fand in Pronsfeld Haus und Stallung in schlechtem Zustand (1761) . Man versprach ihm Abhilfe.
Zur Zeit der französischen Herrschaft (1795 - 1815) wurden 1805 auf Anordnung Napoleons zum Zweck der Steuererhebung "Kataster" anlegen. Auf der Pronsfelder Karte sind die Gebäude des Pfarrhofes gut zu erkennen. Die Nutzungbezeichnungen sind in französischer Sprache abgefasst. (Die Flurbezeichnung "Schwengspesch" ist zu erkennen.
1850 war nach Oster das Pfarrhaus in einem schlechten Zustand Der damalige Pastor Andreas Wiesen (1850 -1858 Pfarrer in Pronsfeld) ließ die alten Ställe, Backhaus usw. niederreißen. Die nachfolgenden Pfarrer mussten allerdings noch bis 1897 warten, ehe eine grundlegende Änderung durch den Neubau erfolgte und eine dem jeweiligen „Här“ – so nannte man den Pastor - angemessene Unterkunft geschaffen wurde. Damals wurde auch der Zugang und die Treppenanlage zur heutigen Remigiusstraße hin angelegt.
Der Bau eines neuen Pfarrhauses war dringend erforderlich geworden, da das bestehende strohgedeckte Pfarrhaus schon seit Jahrzehnten in einem schlechten Zustand war. Es war alt (bereits 1615 Eringius erbaut), feucht und ungesund. Ursprünglich wollte man das alte Haus umbauen, doch nach längeren Verzögerungen, die durch den „Kulturkampf“(Streit zwischen Kaiserreich und Kath. Kirche 1871 – 1887) und den Bau der Antonius-Kapelle (1889) erfolgten, beschlossen die kirchlichen Körperschaften in „seltener Bereitwilligkeit“ den Neubau, wobei dieser in westlicher Richtung an das bestehende alte Haus angebaut wurde. Von diesem wurde ein Teil in Wirtschaftsräume umgewandelt, der östliche Teil abgerissen.
Die Baugenehmigung wurde das Bürgermeister - Amt Niederprüm-Pronsfeld erteilt:
Text: Prüm,den 5.April 1897
An den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Herrn Pfarrer Wendling Hochwürden Pronsfeld. Dem Kirchenvorstand ertheile ich mit Genehmigung des königlichen Landrathsamtes hierselbst auf das Gesuch vom 16. Märze die polizeiliche Erlaubnis zum Bau eines Pfarrhauses nach der eingereichten Zeichnung welche anbei zurückfolgt.
Graeff
Auf einer Handzeichnung des königlichen Katasteramtes Waxweiler (erstellt 11. Juli 1910) ist das neue Pfarrhaus mit Bleistift nachgetragen, die abgerissenen Teile des Altbaues sind durchkreuzt.
Das Foto (ca. 1915) zeigt den Bereich um die damalige Kapelle mit dem "neuen" Pfarrhaus.
Dieses Foto (Fotograf : V. Reifenberger) zeigt das Pfarrhaus Anfang der 1950er Jahre, nachdem die Kriegsschäden weitgehend beseitigt waren. Links der "Neubau" aus dem Jahr 1897, daneben ein schmaler Bauteil - ein später vorgenommener Umbau des vorherigen Pfarrhauses mit Balkon und Wohnräumen oben und Wirtschaftsräumen unten. Rechts schließt die ehemalige Pfarrscheune (Zustand nach dem Krieg) an, die unter Pfarrer Loris (Pastor in Pronsfeld von 1941 bis 1949) zu einem Pfarrsälchen umgebaut worden war. Matthias Holper aus der Pfarrgasse (Jahrgang 1929) erinnert sich noch daran, dass er hier 1943 seine von Pastor Loris organisierte Schulentlassfeier erlebt hat. Auch Theater wurde in diesem Raum gespielt. Im Krieg wurde die Scheune wohl so stark beschädigt, dass die Außenmauern teilweise abgetragen werden mussten. Eine neue Dachkonstruktion , gedeckt mit hellem Blech, wurde gebaut. Auch die Räumlichkeit wurden wieder provisorisch hergerichtet. Als Handwerker waren u.a. Maurermeister Adam Peters und Schreinermeister Jupp Maier beschäftigt. Arbeiten wurden auch noch unter Pastor Kyll, der 1949 nach Pronsfeld kam, durchgeführt. Immer wieder sollte dieser Gebäudeteil zu einem Jugend- bzw. Pfarrheim erweitert und umgebaut werden, jedoch blieb es bei den Plänen. ( Als Pastor Kyll ein Auto (schwarzer DKW 3=6) erhielt, nutzte er den Raum u.a. auch als Garage.) In den Dachgeschossräumen der neu gebauten Schule (1957 Einzug) fanden die Jugendgruppen und Vereine schließlich zunächst eine „Unterkunft“.
Da die ehemalige Pfarrscheune nun nicht mehr genutzt wurde, erfolgte in den 1960er Jahren unter Pfarrer Alexander Schlich (1957 - 1974 Pastor in Pronsfeld) der Abriss. Überlegungen, an diesem Platz ein neues kircheneigenes Jugendheim zu errichten, wurden nicht verwirklicht , das Grundstück blieb unbebaut und ist heute eine Grünfläche. Am Pfarrhaus selbst erfolgten in den folgenden Jahren einige Male Umbaumaßnahmen. Auch wurden Innen und Außenrenovierungen und Sanierungen (z.B. Dach, Fassade,Fenster mit Klappläden u.a.) vorgenommen.
Pfarrhaus mit Garten ( 2.Hälfte 1960er Jahre)
Pfarrhaus 2009
In diesem Jahr (2016) wurde das Pfarrhaus durch Beschluss des Verwaltungsrates an eine Privatperson verkauft.